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Geschichte
Geschichte
Der Name Lichtenberg ist ein typischer Rodungsname und bedeutet "am lichten (baumfreien) Berg".
Historische Schreibweisen:
1309 Lichtinbere 1340 Lichtinberg 1361 Liechtenberg |
Lichtenberg besteht aus einer 7 km langen Kette von Einzelgehöften, die sich längs der Straße aneinanderreihen und ist damit ein repräsentatives Beispiel für ein sogenanntes "Waldhufendorf".Fast alle Erzgebirgsdörfer wurden in der Zeit von 1150 bis 1220 von angeworbenen Kolonisten, meist fränkischen Bauern, angelegt. Diese rodeten im Urwald einen schmalen, vom Bach bis zur Gemarkungsgrenze reichenden Landstreifen von 1 bis 2 Hufen Fläche
(1 Hufe = 12 Ruten = 27.194 ha).
1160-70
| Besiedlung durch fränkische Kolonisten. |
1309
| Erste urkundliche Erwähnung. |
1506
| Lichtenberg wird von Freiberg gekauft, wird also "Ratsdorf".
|
1643
| Pfarre und Schule durch kaiserliche Truppen unter Piccolomini abgebrannt, um Freiberg ein Signal über die nahende Hilfe gegen die Schwedenbelagerung zu geben
|
1838
| Die sächsische Gemeindeordnung erlaubt die Selbstverwaltung der Gemeinde, keine Abgaben mehr an Freiberg.
|
1848/49
| Die Lichtenberger Communalgarde marschiert nach Dresden, um die Revolution zu unterstützen. Bei Halsbrücke kehren sie bereits wieder um, weil die Revolution inzwischen vorbei ist.
|
1912
| König August der III. besucht Lichtenberg anläßlich der Einweihung der Elektrizitätswerke. Erstes elektrisches Licht in Lichtenberg
|
1954/58
| Schwere Hochwasserkatastrophen.
|
1967-73
| Bau der Talsperre.
|
1993 | Eingemeindung der Dörfer Weigmannsdorf und Müdisdorf. |
Hier finden Sie Historische Fotos
weitere ausführliche Informationen zur Geschichte:
Die Entstehung von Weigmannsdorf und Müdisdorf bis zur 1. urkundlichen Erwähnung
Weigmannsdorf und Müdisdorf von der 1. urkundlichen Erwähnung bis ins 19. Jahrhundert
Festrede zum 25. Jahrestag der Gründung der Jagdgenossenschaft Weigmannsdorf-Müdisdorf am 02.04.2016
Lichtenberg baut 1878 und 1880 zwei neue Schulen im Dorf (Teil 1)
In der Kasse der Gemeinde Lichtenberg/Erzgeb. können Sie Chroniken von Lichtenberg, Weigmannsdorf und Müdisdorf
sowie den Rückblick "20 Jahre Heimatverein Weigmannsdorf-Müdisdorf e. V." erwerben.
Weitere historische Fakten:
Historischer Bergbau - Lichtenberg/Erzgebirge - Der Silberne Scheibe Erbstolln - Teil 5
Betriebsphase bis 1800
Für das Quartal Trinitatis 1792 liegt die erneute Bestätigung im Lehnbuch |20| vor und es setzen wieder regelmäßige Berichte ein. Sie betreffen nunmehr
„einen tiefen Erbstolln Silberne Scheibe und Fundgrube Obere bis 4. Maß auf einen Morgengang gleichen Namens“.
Lehnträger und Gewerke ist Johann Gottfried Lohse aus Erbisdorf. Weitere Gewerken sind Christian Heinrich Weihe aus Erbisdorf, Carl Gottlob Braune, Carl Gottlob Schwarze und Johann Gottfried Haupt aus Lichtenberg. Von 128 Kuxen sind 77 ½ vergeben |21|.
Zu den fixen Ausgaben gehören auch „6 Groschen dem Herrn Pastor in Lichtenberg Fürbittegeld“.
Die Aufwältigung des
„ in 84 Lr Länge vom Stollnmundloch gegen Mitternacht/Morgen, auf dem Silberscheibner Morgengange befindliche alte Tagesschacht“ wird in Angriff genommen.
Im ersten Quartal 1793 |22| berichtet Lohse:
„Da man nun mit Aufwältigung des Tagesschachtes bis Stolln niedergekommen ist, und durch diesen nicht allein dem Wetterzug sondern auch eine nähere Bergförderung befördert hat; so wird nun mit der Gewältigung des Stollns fortgefahren um dadurch die Baue der Vorfahren zu lösen.“
Die Teufe des Schachtes (Lichtloch) beträgt nach den Angaben der Aufwältigung 4 ½ Fahrten (ca. 30 m).
Der SSE erlebte etwa von 1793 bis 1797 die intensivste (nachweisbare) Bergbauphase.
Angestellt waren zumeist ein Doppelhäuer sowie bis zu 8 Bergleute.
Zeitweise waren auch Bergleute anderer Zechen im Einsatz, z.B. vom Thelersberger Stolln.
Vermerkt ist u.a. der Bau einer Kaue im Quartal Luciae 1793 |23| oder der erstmalige Verbrauch von Pulver (Schwarzpulver)für den Nachriß einer Kammer zur Installation einer Schwengelpumpe (Quartal Reminiscere 1794) |24|.
Das Stollnort auf dem Silberscheibner Morgengang wurde bis zu seinem (ehemaligen) Ende bei 102 Lr aufgewältigt und 1795 bis 1798 noch um 15 ¾ Lr verlängert.
Der Gang wird 1 bis 10 Zoll mächtig beschrieben und besteht aus Letten, Kiesen und Glanz.
Ab Ende 1793 wurde auch die Aufwältigung des Stollnflügels auf einem Flachen Gang (nachfolgend als „Johannes Flacher“ benannt) begonnen. Die Entfernung des Gangkreuzes vom Schacht in Stollnrichtung wird mit 20 Lr angegeben.
Das Berglehn wird darauf hin im 2. Quartal 1794 |20|um
„… eine Fundgrube mit oberer 1. und 2. Maß sowie unterer 1. Maß aufn Johannes Flachen“
ergänzt. |25|
Dieser Gang wird nach NW auf 7 ½ Lr aufgewältigt und 1794 bis 1796 noch um 15 Lr verlängert. Vor Ort ist er als 2 Zoll mächtig, aus Quarz mit Glanz und Glaserz bestehend beschrieben.
Nach Südosten erfolgte die Aufwältigung von 5 Lr und ein Vortrieb von 1 Lr.; 1 Zoll mächtig aus Schwerspat mit edlen Geschicken.
Weitere bergmännische Arbeiten beziehen sich auf vermutlich 2 Gesenke.
Ein in 10 Lr nach Nordost vom Lichtloch entferntes 1 55/96 Fahrt (ca. 14,6 m) tiefes „altes Abteufen“ wird beräumt. Die Untersuchung erwies einen 3 Zoll mächtigen Gang mit Gneis, Schwerspat und etwas edlen Geschicken.
Vermutlich in der Absicht der Erkundung des Gangkreuzes heißt es 1798 zu einem weiteren Gesenk |26|:
„… Teufe auf Johannis Flachen beim Kreutz des Silberscheibner Mgg. in Nord ist bis auf das Gebirge aufgewältigt (1 2/3 Fahrt tief), Hangendes und Liegendes nachgerissen,
Gang 2 Zoll mächtig mit Schwerspat und Kies“.
Das Gesenk wurde bis 1800 noch auf 8 11/28 Lr (~16,8 m) tiefer geteuft.
Dem Lehnträger Lohse folgt ab Quartal Luciae 1794 Samuel Benjamin Baumgart aus Brand; ab Quartal Crucis 1798 Carl Gottlob Hengst, Bergmann aus Erbisdorf.
Letzter verzeichneter Lehnträger ist Karl Wilhelm Buchholz aus Pobershau (Trinitatis 1800)|27|. Baumgard wird als Obersteiger geführt. Es sind 7 Gewerken eingetragen.
Das Grubenfeld umfasst gemäß Eintragung im Lehnbuch per 28. Mai 1800 |20| nunmehr
„Einen tiefen Erbstolln Silberne Scheibe gen.
Eine Fdgr. Ober 1. Maas auf einem Morgengange gleiches Namens
Eine Fdgr. Ober 1. Maas auf einem Flachengange Johannes“.
Zwischen dem 1. Quartal 1799 und der Belehnung durch Buchholz im Jahr 1800 muss der SSE wahrscheinlich „auflässig“ gewesen sein.
Zur Befahrung der Zeche notiert Sigismund August Wolfgang Herder * 1799 in seiner „Geognostisch-Bergmännische Beschreibung der Gegend von Frauenstein“ |28|:
„… der auflässigen Eigenlöhner Zeche Silberne Scheibe Erbstolln zu Lichtenberg, welche über der Mitte des Abhanges der Süßenbacher Höhe auf einem edlen flachen Gange seinen Hauptbau verführt hat, nicht minder noch einigen wenigen durch Pingenzüge bezeichnete, und zu der, vom Herrn Bergkommisionsrath Werner als 4`te bestimmte Erzniederlage des Freiberger Erzreviers gehörigen Gänge überfahren, und wahrscheinlich auch dieses Gneusgebirge zwischen Weißenborn und Lichtenberg als erzführend ausschließen.“
* Sigismund (Siegmund) August Wolfgang (seit 1816 Freiherr) von Herder (* 18. August 1776 in Bückeburg; † 29. Januar 1838 in Dresden) war deutscher Geologe, Mineraloge und sächsischer Oberberghauptmann. Im Jahr 1799 studierte er bei Abraham Gottlob Werner in Freiberg.
Der letzte, im archivierten Zechenregister vorhandene Quartalsbericht zum SSE stammt von Luciae 1800 |29|. Die Eintragungen vermitteln noch nicht, dass die bergmännischen Aktivitäten beendet werden würden.
Die summierten Quartalskosten belaufen sich immerhin auf 79 Thaler 14 Groschen und 6 Pfennige, u.a. für Löhne, Pulver, Schmiedearbeiten und sonstiges Material sowie Abgaben/Nebenkosten.
Mit dem Übertrag des Vorquartals stehen über 107 Thaler Verbindlichkeiten zu Buche, denen nur 63 Thaler 9 Groschen als Einnahmen (überwiegend Zubußezahlungen der Gewerken) gegengerechnet werden können.
Insgesamt sind Forderungen ggü. den Gewerken in Höhe von 192 Thalern und 11 Groschen aufgelaufen - und das angesichts der fehlenden Aussicht auf Ausbeute (siehe Herder).
Weitere schriftliche Zeugnisse zum SSE fehlen. Zeichnerische Darstellungen wurden von den kleinen Bergbauanlagen bis Mitte des 17. Jahrhunderts ohnehin kaum angefertigt. Für den SSE fehlen sie ganz oder sind nicht erhalten geblieben.
Auf Kartenwerken des 19. Jahrhunderts (Gangkarten, Generalkarten, Geologische Karten) erscheint der SSE nur noch sporadisch. Auf einer Übersichtsdarstellung des Bergbaus im Muldental zwischen Berthelsdorf und Lichtenberg von 1829|30|sind das Mundloch und das Lichtloch jeweils mit Halde und Zuwegung verzeichnet.
Dipl.-Berging. Falk Dittrich
Teil 6 erscheint in der Aprilausgabe am 11.04.2024
|20| Sächsisches Staatsarchiv, 40010 Bergamt Freiberg, 262
|21| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 128750
|22| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 128751
|23| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 126349
|24| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 126350
|25| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 126352
|26| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 128767
|27| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 126355
|28| Sächsisches Staatsarchiv, 40003 Geognostische Gang- und Landesuntersuchungskommission, 7A
|29| Sächsisches Staatsarchiv, 40186 Zechenregister sächsischer Bergreviere, 126357
|30| Sächsisches Staatsarchiv, 40040 Fiskalische Risse zum Erzbergbau, C5682
|31| Baumgardt, I.; Werner, C.: Projektarbeit zur Lichtenberger Geschichte, Nachtrag Seite 63;
unveröffentlicht
|32| Sächsisches Staatsarchiv, 40073-1 Bergschadenkundliche Analysen, Nr. 11-14;
Jobst, W.: BSA Freiberg, 1969 – 1973
Stand: 14.03.2024
Historischer Bergbau - Lichtenberg/Erzgebirge - Die Silberne Scheibe Erbstolln - Teil 4
Mutung 1776, Vergewerkschaftung 1782
Die ersten schriftlichen Belege für den SSE finden sich als Eintragung im Lehnbuch vom 19. April 1776 |6| sowie im Zechenregister sächsischer Bergreviere für das Quartal Trinitatis 1776 |13|.
Im bergamtlichen Einlegeregister ist verzeichnet:
„Silberne Scheibe Erbstolln,
in Freybergischer Bergamts auswärtiger Refier II. Abtheilung zu Lichtenberg gelegen,“
und umfasst
„Ein tiefer Erbstolln, dann Eine Fundgrube, Obere 1. Maaß auf einen MorgenGange bezchn. Silberne Scheibe, genannt.“
Die Mutung (Antrag zur Bewilligung) erfolgte durch Carl Emanuel Schulz aus Freiberg. In seinem ersten Quartalsbericht schreibt er:
„Dieses Gebäude, ist in diesem Quartal gemuthet und bestätiget und in Dato 10. Woche mit ledigen Schichten beleget, und von der Mulde herauf nach des Stollns Mundloche zu 13 Lr (Lachter, 1 Lr entspricht rund 2 m)) Rösche ausgehoben worden.
Gott laße die Absicht gesegnet seyn, und wende allen Schaden um Christi Willen,
Glück auf!“
Schulz hielt bei der Belehnung die gesamten 124 Kuxe („Geschäftsanteile“) und tritt als Lehnträger (Eigenlöhner) auf. Die übrigen 4 Kuxe stehen entsprechend geltendem Recht der Knappschaft, der Gemeinde und dem „Erbteil“ zu.
Als Eigenlehner erhielt Schulz je Woche 3 Groschen, sein erster „Angestellter“ Johann Gotthelf Leuschner 4 Groschen je Woche für das Ausheben des Wassergrabens.
Die Erst-Ausstattung des „Unternehmens“ bestand aus 1 Radehaue (Rodehacke), 1 Schaufel und Bauholz.
Im Quartal Crucis 1777 |14|erreicht die Aufwältigung der Rösche nach rund 70 m (34 ¾ Lr) das Mundloch und es werden die untertägigen Arbeiten begonnen.
Im Quartal Trinitatis 1779 |15|berichtet Schulz nachdem rund 50 m Stolln aufgewältigt wurden:
„…, dabey in des Ganges Liegendem Ertz erschroten, welches 1 ½ (Lot) Silber hält und aus Quarzdrusen mit eingesprenktem Glantz bestehet“
und endet jeweils mit dem zu Herzen gehenden Wunsch:
„Gott lasse die Veranstaltung geseegnet seyn, und wende allen Schaden mit Gnaden um Christi Willen, Glück auf!“
Ob es sich bei der Meldung über anstehendes Erz und zum Silbergehalt um eine Tatsache oder diese eher der Werbung zum Kuxverkauf diente, weiß wahrscheinlich nur Schulz. In keinem weiteren Bericht wird der Silbergehalt des Erzes wieder erwähnt.
Danach setzt Schulz das Vorhaben in Frist, da bereits am 14. März 1777 durch seinen Vater, Salomon Schulz, Ratsbauschreiber zu Freiberg, ein Gesuch zur Vergewerkschaftung der Grube beim Oberbergamt Freiberg gestellt wurde |16|.
Das Bergwerk soll „bis zur hohen Resolution wegen gesuchter Vergewerkschaftung …“ ruhen.
Im dem 8-seitigen Antrag an die „Gnädige höchste und hochgeehrteste Herren, …“ bittet er bezüglich seines jüngsten Sohnes Carl Emanuel Schulz, der
„aus eigenem Antrieb und besonderer Lust zum Bergbau“ ein „zu Lichtenberg auf Pfarrgrund im freyen gelegenes Berggebäude“ gemutet hat, da bei der „Betätigung … meinem Sohn Schwierigkeiten gemacht, die sich nicht überwinden ließen“.
Ziel ist, die Vergewerkschaftung der Zeche und die Anstellung von Carl Emanuel Schulz als Schichtmeister.
Die amtliche Akte |16| enthält einen Befahrungsbericht des Geschworenen Johann Gottlieb Linke vom 2. September 1777, der offensichtlich dem Bergamt den Zustand des SSE zu berichten hatte. Er schreibt u.a., dass
„ein alter verworfener Stolln, welcher Morgen gangweise gegen halb Mitternacht und Morgens in eines schnell aufsteigendes Gebürge getrieben ist wieder aufgebracht,“ und „in der Firste ein seiger fallender Morgengang, 2 bis 3 Zoll Quarz … mit eingesprengten Kupfererz“, sowie „ … davon auszugehen, dass dieser Gang weiter ins Gebirge sich bauwürdig machen könnte“.
Die bergamtliche Stellungnahme folgt am 17. November 1777. Sie enthält u.a. den Hinweis, dass auf dem SSE bereits 1753 ein Versuch der Wiederinbetriebnahme stattfand, der aber nach wenigen Monaten im gleichen Jahr wieder zum Erliegen kam.
Letztlich wurde das Verfahren mit der bergamtlichen Vollmacht am 15. März 1781 abgeschlossen, so dass nach 4 Jahren die Vergewerkschaftung vorgenommen werden konnte. Die Kosten betrugen 2 Thaler 20 Groschen für die Prozessführung und Advokatengebühren. Ein stattlicher bürokratischer Vorgang angesichts der Bedeutung und Größe des Bergwerkes.
Ab dem Quartal Luciae 1782 nahm Schulz, jetzt als Schichtmeister benannt, die Arbeiten im Stolln wieder auf. Im Grubenbericht wird der Diebstahl von 2 Hacken und einer Radehaue beklagt. |17|
Die Grube zählt nunmehr 72 verschiedene Gewerken (Teilhaber)! mit ½, 1, 1 ½, oder 2 Kuxen |18|. Den größten Anteil hält Johann Gottfried Straube mit 3 Kuxen. Es wurden nur 66 von 124 Kuxen verkauft. Diese Daten sprechen für die Mühe bei der Werbung um zahlungswillige Geldgeber.
Je Kux wurden 16 Groschen Zubuße eingezahlt und damit ein Kapital von insgesamt 44 Thalern eingebracht.
Der letzte Quartalsbericht dieser Bergbauphase datiert vom 1. Halbjahr 1783 |19|. Zu dieser Zeit sind in Summe 36 Lr Stolln aufgewältigt.
Gründe für die folgende „Nachrichtenpause“ konnten keine gefunden werden. Offensichtlich lag die Grube eine Zeit lang wieder im „Bergfreien“.
Teil 5 erscheint in der Märzausgabe am 14.03.2024
Dipl.-Berging. Falk Dittrich
Historischer Bergbau im Lichtenberger Gangbezirk - Bergbau auf der "Silbernen Scheibe" - Teil 3
Als „Silberne Scheibe“ oder auch „Scheibe“ wird in den Flurkarten eine Geländeerhebung am Ortseingang Lichtenberg aus Richtung Weißenborn zwischen der ehemaligen Schleiferei und dem Autohaus bezeichnet (Bilder 1 und 2). Hier zieht die Mulde einen Bogen nach Nordwesten und umschließt dreiseitig das Flurstück 404/3, welches im Eigentum der Landeskirche ist.
Der Beginn
Allgemein wird davon ausgegangen, dass der Beginn des Bergbaus in der Region in die erste Blütezeit des Freiberger Bergbaus fällt. Nach historischen Akten hat sich nach 1330 der Bergbau im Muldental aufwärts entwickelt |1|. Zeitlich fällt der erste Bergbau mit der Besiedlung unserer Gegend zusammen bzw. ist ihr in zeitlich kurzem Abstand nachgefolgt.
Wer diese „Pioniere“ waren und was ihr Antrieb in einem bis dahin kaum erschlossenen, wilden Gebirgstal nach Erz zu suchen, bleibt Geheimnis der Geschichte. Ihr Vorgehen ist aber nachvollziehbar und wird auch heute durchaus noch für Lagerstättenprospektionen angewandt. Schon Georgius Agricola (1494-1555) schreibt dazu in seinem zweiten Buch:
„Ein kundiger Bergmann beachtet jedoch alle vier Arten der Oberflächenform der Gegend, in der er sich aufhält, und sucht in ihnen nach Gängen, die ein Wildbach oder dergleichen durch Wegwaschen ihrer Erddecke entblößt hat.“ (in |9|Seite 25)
Einmal einen Anhaltspunkt gefunden, konnten am Hangfuß Schürfe angelegt werden und, war der Gang wieder gefunden und höffig, konnte ein Stolln oberhalb der Hochwasserlinie angeschlagen werden.
Ob und in welchem Umfang der „Silberne Scheibe Erbstolln“ (im Folgenden kurz SSE) in dieser Periode begonnen wurde ist nicht überliefert. Oftmals wurden Bergwerke auch nach kurzer Zeit wieder aufgegeben, wenn sich kein rascher Erfolg einstellte, die Mittel ausgingen oder Krisenzeiten anbrachen. Dies trifft für den Freiberger Bergbau insbesondere auf die Hussitenkriege (um 1425-1430), die Pestepidemien, den 30-jährigen Krieg (1618-1648) und den Siebenjährigen Krieg (1756-1763) zu. In der Chronik |3| finden sich darüber Berichte, welch schwere Belastungen die Bevölkerung trafen.
Danach fanden sich wieder Mutige (oder eher Waghalsige?), investierten ihre Taler und Groschen, brachten die Bergbauanlagen wieder in Ordnung und versuchten ihr Glück.
Teilweise gerieten die Namen der Gruben in Vergessenheit und sie wurden neu benannt.
Hilfe Gottes Erbstolln
Wenn auch nicht eindeutig zu belegen, so sprechen wesentliche Anhaltspunkte dafür, dass es sich bei dem „Hilfe Gottes Erbstolln zu Lichtenberg“ um das gleiche Objekt wie den SSE handeln könnte. Damit wäre eine bergbauliche Aktivitätsphase Ende des 17. Jahrhunderts nachweisbar.
Die Aufzeichnungen im Gegenbuch 1 des Bergamtes Freiberg |10|enthalten ab 1678 Eintragungen zu Anteilseignern (Kuxbesitzer), u.a. auch historisch belegte Personen, wie der Pfarrer Christian Peschel oder Maria Margaretha von Hartizsch (mit Lichtenberg eng verbundene Adelsfamilie).
Im Lehnbuch |11| ist am 22.04.1685 verzeichnet:
„Hülffe Gottes
Auf des Pfarrers Gühtern zu Lichtenberg gelegen
Ein ErbStolln mit seiner Gerechtigkeit und darauf eine fundtgrube Ober und unter negste maas auf einem stehenden gange
Eine fundtgrube auf einem Spatgange, der Erzengel genandt
Eine fundtgrube Ober und Unter negste maas auf einem Morgengange, die Johanna Susanna genandt, welches mit dem Stollnorthe erbrochen worden und
Eine Schmiedestadt mit aller gerechtigkeit“.
Am 28.04.1686 wird ergänzt:
„Eine fundtgrube sambt der Ober negste maas uf einem flachengange, der Johannes genandt und soll sich die halbe fundtgrube und Ober negste maas nach den Weisenborn herein strecken“.
Diese Ortsangaben sprechen für den „Silberne Scheibe Erbstolln“.
Aus der gleichen Zeit (1687) stammt eine rissliche Darstellung (Bild 3), bei der es sich offenbar um die Aufzeichnung von Ergebnissen der Erkundung von Erzgängen mittels Wünschelrute handelt:
„Grund Riß über die Hülffe Gottes Erb Stolln und zubehörigen Maaßen zu Lichtenberg gelegen“.
Im Riß ist u.a. folgender Kommentar vermerkt:
„Bey diesem Sig. (Zeichen) wollen die Ruthengänger wissen, daß daselbst der Flachegang entlanglaufen soll, welches aber uns 5 1/8 Lachter fehlet, dahero uf dergleichen Personen ihr angeben nicht allzu sehr zutrauen.“
Die rissliche Darstellung der Grubenbaue deckt sich annähernd mit den aus den Quartalsberichten ab 1776 (siehe folgende Abschnitte) hervorgehenden Daten, was wiederum darauf deutet, dass in der Periode von 1687 bis 1708 keine wesentlichen bergmännischen Arbeiten vorgenommen wurden. Unklar bleibt dabei die Zuordnung eines weiteren Lichtloches geringer Teufe (im Bild 3 links). Das Stollnmundloch ist nicht enthalten.
Im Jahr 1708 ist im Lehnbuch |6| die Entlassung „ins Freye“ verzeichnet.
Teil 4 erscheint in der Februarausgabe am 08.02.2023
Dipl-Berging. Falk Dittrich
Historischer Bergbau im Lichtenberger Gangbezirk - ein Überblick - Teil 2
Betrachtet man die Lichtenberger Flur aus geologischer Sicht handelt es sich um Freiberger Grau-gneisformationen („Unterer Graugneis“), die flachwellige Oberflächenformen bilden. Im Osten sind die porphyrischen Quellkuppen des Burgberges und des Turmberges markant.
Die Abdachung des Erzgebirges wird nach NNW von den Flussläufen der Freiberger Mulde und der Gimmlitz durchschnitten.
Lagerstättenbezogen wird der Bereich um Lichtenberg dem südlichen Freiberger Randgebiet zugeordnet (Gangbezirk von Lichtenberg, d.h. das Muldental ab Berthelsdorf bis Ortseingang Mulda sowie das Gimmlitztal von der Mündung bis etwa auf Höhe des Burgberges (|1| Seite 177 ff.).
Die vereinzelt vorhandenen Erzgänge setzen überwiegend im Graugneis auf. Sie sind weniger ausgeprägt als im Zentralteil der Freiberger Lagerstätte. Die Mächtigkeit ist gering und beträgt im Mittel ca. 20 cm, in Ausnahmen bis 40 cm. Die Gänge neigen zu Auftrümerungen (Fiedertrümer) mit geringer streichender Länge und rascher Vertaubung. Ausgeprägte Vererzungen konzentrierten sich eher auf Scharungen und Gangkreuze. Sie waren daher auch Kern des bergmännischen Strebens nach Ausbeute.
Im sogenannten Lichtenberger Gangbezirk sind folgende Gruben zuordenbar (lt. Recherche im Bergarchiv Freiberg):
links der Mulde auf Berthelsdorfer Flur:
„Bartholomäus Erbstolln“ ❶
„Goldene Krone Erbstolln“ ❷
„Kaiser Heinrich Erbstolln“ ❸
„Andreasberg Erbstolln“ ❹
„Prinz Wilhelm Erbstolln“ ❺
links der Mulde auf Weigmannsdorfer Flur:
„Augustus Vereinig Feld“ ❻
(vormals im 17. Jhd. als „Segen Gottes Fundgrube“, später als „Augustus Erbstolln“; ab 4. Juli 1875 „Augustus Vereinigt Feld“ nach Auflösung der Gewerkschaft „Freiberger Glück“ |4|)
rechts der Mulde auf Weißenborner Flur:
„Himmlischer Erzbischof Erbstolln“ ❼
rechts der Mulde auf Lichtenberger Flur:
„Silberne Scheibe Erbstolln“ ❽
„Gotthard Erbstolln“ (alias „Beständige Freundschaft Erbstolln und Neuer Bergsegen Gottes
Erbstolln“) ❾
rechts der Gimmlitz auf Lichtenberger Flur:
„Trau auf Gott Erbstolln“ ❿
Zu den bergbauhistorischen Hinterlassenschaften im Berthelsdorf-Weißenborner Muldental wurde eine interessante Zusammenstellung durch die Ortschronisten verfasst (www.weissenborn-erzgebirge.de/seite/646074/bergbau-an-der-mulde.html) und u.a. als Informationstafeln entlang des Muldentalradweges zwischen Berthelsdorf und Lichtenberg kenntlich gemacht. Die Lichtenberger Internetseite (siehe www.lichtenberg-erzgebirge.de) enthält unter Kapitel „Tourismus“ einen Link dahin.
Von den Gruben im Lichtenberger Gangbezirk erlangte „Augustus Vereinigt Feld“ mit Abstand die größte bergmännische aber auch mineralogische Bedeutung. In seiner Monografie der Freiberger Erzlagerstätte|1| publizierte Baumann detaillierte Wertungen sowie u.a. Fotos von Erzanschliffen (z.B. in |1| S. 268, Foto 98). Die Geowissenschaftlichen Sammlungen der TU Bergakademie Freiberg beherbergen noch eine Anzahl repräsentativer Erzproben aus dem 19. Jahrhundert.
Abgebaut wurde bis 1919 auf acht Gängen und nach der Teufe bis zur 4. Gezeugstrecke (~ 200 m am Richterschacht = Halde oberhalb der Bahnstrecke Freiberg-Holzhau).
Technisch bemerkenswert ist, dass für den Betrieb des Kunstgezeuges (Wasserhebeanlage) im Richterschacht zur Kraftübertragung zwischen Wasserrad und Schacht ein Feldgestänge errichtet wurde, welches einen Höhenunterschied von ca. 40 m überwand. Das Aufschlagwasser wurde über einen Kunstgraben von der Mulde zur Radstube geführt. Diese Wasserkraftanlage nutzte der Gutsbesitzer Göhler nach 1849 für seinen Mühlenbetrieb (Talmühle) um (in|2| Seite 21).
Kunstgraben und Abzugsrösche sind noch heute funktionstüchtig und dienen als Wasserführung der Fischaufzuchtgesellschaft Südsachsen mbH.
nicht (eindeutig) zuordenbare Archivfunde bezüglich Lichtenberg (lt. Recherche im Bergarchiv Freiberg):
„Hilfe Gottes Erbstolln“:
Dieses Bergwerk findet sich in den Archivalien des 17. Jahrhunderts mit der Verortung
„zu Lichtenberg“ – siehe Kapitel zum „Silberne Scheibe Erbstolln“.
„Johannes Fundgrube“:
Eine „Johannes Fundgrube“ wird mit lediglich einem Archivfund in Beziehung zu Lichtenberg gebracht. Es findet sich im Zechenregister ein Quartalsbericht des Quartals Crucis 1622 |5|mit dem Titel: „St. Johannes
Eine Fundgrube und Ober Negste maß uff einem Stehenden gang
Eine fundgrub uff einem flachen gange, uff st. Georgen genandt,
einen Erbstolln mit seiner Erbstolns Gerechtigkeit uff einem Spadtgange.
uff st. Petro genandt.“
Die Namen St. Georgen und St. Peter weisen auf zwei Stolln in Müdisdorf hin, zumal auch die Zuordnung der Streichrichtung der Gänge („Georgen Flachen“ und „Martin Spat“) übereinstimmen.
Warum die Verortung „zu Lichtenberg“ angegeben ist und welche weitere Fundgrube dieses Namens zuzuordnen wäre, ist nicht zu deuten. Es gibt mehrere Gruben mit diesem Namen im Freiberger Raum; u.a. in örtlicher Nähe zwischen Müdisdorf und Langenau die „Johannes Fundgrube im Freiholz“ |6|.
„Junger Tobias Fundgrube“:
Lediglich ein Archivfund |7|: „Junger Tobias Fundtgrube zu Lichtenbergk gelegen“;
verzeichnet im Gegenbuch 2 des Bergamtes Freiberg, S. 209 ff. mit Eintragungen im Zeitraum 1679/1680.
„Weiße Birke Erbstolln“:
Ebenfalls ein Archivfund in Beziehung zu Lichtenberg |7|:
„Weiße Bircke Erbstolln, Zu Lichtenbergk gelegen“; verzeichnet im Gegenbuch 2 des Bergamtes Freiberg, Eintragungen 1681 bis 1688, S. 262 f.
zu den in der Lichtenberger Chronik (|3| Seite 58) angeführten Bergwerksanlagen:
Zum „Trau auf Gott Erbstolln“ wurde in der Vergangenheit bereits detailliert publiziert (siehe |8|; auch in |3| Seite 241 ff.).
Der „Himmlischer Erzbischof Erbstolln“ liegt, wie oben angeführt, überwiegend auf Weißenborner Flur. Nur der ehemalige Tagesschacht auf dem Wilhelm Stehenden Gang einschließlich der zugehörigen Grubenbaue befindet sich bereits auf der Gemarkung Lichtenberg.
„Johannes Fundgrube“ - Bemerkungen s.o.
Auf den „Silberne Scheibe Erbstolln“ soll im Folgenden näher eingegangen werden; zu späterer Zeit ist dies auch für den „Gotthard Erbstolln“ und den „Beständige Freundschaft Erbstolln“ vorgesehen.
Dipl.-Berging. Falk Dittrich
Historischer Bergbau - Lichtenberg/Erzgebirge
Der Silberne Scheibe Erbstolln - Teil 1
Weltkulturerbe und „Neues Berggeschrey“ – der Bergbau prägt das Erzgebirge seit über 800 Jahren wie kein anderes Gewerbe. Immer gab es Phasen, auch regional unterschiedlich, in denen der Bergbau boomte und Zeiten des Niederganges. Das hing ab von den unterschiedlichsten Randbedingungen – der Nachfrage nach unterschiedlichen Erzen, der Wirtschaftlichkeit der Gewinnung, der politischen Einflussnahme oder z.B. Krisenzeiten (Kriege, Pest) etc. – und ist auch heute nicht anders.
Seit 1991 ruht der Erzbergbau im Erzgebirge. Bezogen auf den Untertagebergbau setzte lediglich der Abbau von Marmor die Tradition fort; die Gewinnung von Flussspat kam hinzu und stagniert bereits wieder.
Allein das kollektive Singen des Steigerliedes macht noch keinen Bergbau aus. Nach wie vor braucht es Sachverstand, unternehmerischen Mut und Stehvermögen sowie entsprechende Finanzmittel, um Projekte tatsächlich zu beginnen. Schnelle Gewinne kann man nicht erwarten. Lithium, Zinn, Wolfram und andere Erze sind aktuell von Interesse. Es bleibt spannend im Erzgebirge.
Wenn auch im großen Kontext völlig unbedeutend, so wurde doch auf Lichtenberger Flur Bergbau betrieben. Geht man den Spuren nach, so lassen sich durchaus orts- und bergbaugeschichtlich interessante Details finden.
Im vorliegenden Beitrag wird versucht, den Blick in die Historie im Einzelnen etwas zu vertiefen und zu konkretisieren.
Weiteres können Sie in der Dezemberausgabe des Burgberg-Kuriers ab dem 14.12.2023 lesen.
Dipl.-Berging. Falk Dittrich, Lichtenberg
140 Jahre "Alte Schleiferei" in Lichtenberg
Die 1871 gegründete Weißenborner Papierfabrik vergrößerte sich schnell und nahm bis 1880 drei Papiermaschinen in Betrieb. Um den Bedarf an Rohstoffen zu decken, beschloss die Direktion eine eigene Holzschleiferei aufzubauen. Der damalige Weißenborner Schlossbesitzer Graf von Hohenthal-Püchau verkaufte das an der Mulde gelegene bebaute Grundstück auf Lichtenberger Flur 1882 an die Papierfabrik. Nach Umbauten durch die Fa. Paschke & Kästner (heute PAMA Freiberg) wurde Ende 1883 mit der Produktion begonnen. Im Gegensatz zu Holzschleifereien, die aus Mühlen hervorgingen und noch ein Wasserrad als Antrieb nutzten, wurde gleich eine leistungsstarke Turbine eingesetzt, die eine hohe Antriebskraft sicherte, sodass gleichzeitig drei Holzschleifer betrieben werden konnten. Das war zu dieser Zeit im Muldetal die modernste und leistungsfähigste Anlage. Zur Schleiferei gehörten noch ein 40 m langer Holzplatz und ein Nebengebäude zum Schälen, Entästen und Schneiden des Fichtenholzes. Das Hauptgebäude umfasste eine Wohnung mit zwei Stuben, Küche und Kammer für den Schleifereiarbeiter, dazugehörig ein kleines Kontor, eine Werkstatt und den großen Schleifraum. Darin waren die Pappenmaschine und drei Pressenschleifer untergebracht. Die Kapazität dieser Einrichtung betrug ca. 300 t trockener Weißschliff pro Jahr. Eine Perspektive hatte diese Anlage aber nicht. Schon in den 1890er-Jahren wandte sich Weißenborn der Feinpapiermacherei zu und nutzte den Holzschliff immer weniger. Ab 1891 vermerkte der Verwaltungsrat im Geschäftsbericht einen starken Preisverfall für den Faserstoff. So etwa ab 1900 bis 1910 hatte Holzschliff vorläufig ausgedient und kam nicht mehr in Weißenborn zum Einsatz. Der Stoff wurde verkauft. Ein einträgliches Geschäft muss das aber nicht gewesen sein. Es gab keine Anbindung an eine Bahnlinie und mittlerweile war auch dieses Werk technisch überholt. Der steigende Kostendruck veranlasste die Direktion, diese „Wasserschleiferei“ 1930 zu schließen und Betriebswohnungen einzurichten. Ins Gespräch kam die „Alte Schleiferei“ nochmals ab 1942. Für die kriegsgefangenen Zwangsarbeiter der Papierfabrik sollte hier ein Ostarbeitslager eingerichtet werden. Daraus wurde aber nichts, es blieb Wohnhaus und seit 1993 ist das Gebäude im Privatbesitz und nur der Name „Alte Schleiferei“ erinnert an die Holzstoffherstellung vor 140 Jahren.
Bild: Die „Alte Schleiferei“ um 1925, Archiv Papierfabrik
Wolfgang Göhler, Weißenborn
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